Haitec
WKN 600 520
 
 
Artikel erschienen am: 03. September 2000 [Ausgabe 10]
Artikel geschrieben von Leon Müller.
 
 


Wirft man einen Blick auf den Chart der Haitec AG, wendet man sich unwillkürlich gleich wieder ab. Seit dem Börsengang am 14. Juli 1999 bescherten die Aktien des Münchener IT-Hauses seinen Anlegern nur wenig Freude. Die Tendenz weist nach unten, ein Ende ist nicht abzusehen.

Fundamental sieht es allerdings weniger schlecht aus als es der Chart andeutet. Für uns Grund genug, näher in dieser Ausgabe auf den Wert mit der Wertpapierkennnummer 600 520 einzugehen. Das im stark segmentierten IT-Markt tätige Unternehmen Haitec ist in Deutschland, sowie in den Nachbarländern Österreich und Ungarn mit mehreren Niederlassungen vertreten. Auf den Geschäftsfeldern CAE (Computer-Aided-Engineering), Systemintegration und e-Business agierend, wächst die Haitec AG schneller als die Branche, was positiv zu werten ist. Im Geschäftsfeld CAE-Lösungen spielen vor allem die von IBM vertriebenen Produkte der Dassault Systemes SA eine entscheidende Rolle. Haitec ist im Bereich CATIA, so der Name einer dieser Softwarelösungen, einer der wichtigsten Business-Partner für den Raum Europa. Im e-Business-Bereich stützt man sich auf Standardlösungen von bekannten Unternehmen wie IBM, Lotus, Netscape, Siemens oder etwa Novell. Mit dieser Strategie fährt man gut, da man seinen Kunden dadurch individuell maßgeschneiderte Lösungen anbieten kann.

Zu den Kunden im Bereich CAE-Lösungen zählen vor allem große Unternehmen aus der Automobil- und Raumfahrtindustrie wie DASA, Dornier, BMW oder auch Audi. Insgesamt umfasst der Kundenstamm rund 250 Firmen, darunter auch kleinere Bauunternehmen und Ingenieurbüros. Das Spitzenprodukt in dieser Sparte ist CATIA, eine von dem Flugzeug-Anbieter Dassault Systemes entwickelte und von IBM vertriebene Konstruktions-Software. Der Weltmarktanteil dieses Produktes beträgt rund 20 Prozent, in Deutschland wird es von der Automobilindustrie - mit Ausnahme weniger Firmen - als Standard angesehen und eingesetzt. Wie schon weiter oben im Text erwähnt, stellt Haitec einen der wichtigsten Business-Partner von IBM auf dem europäischen Markt dar. In Deutschland lag der Markt im Jahr 1996 bei rund 510 Millionen Euro, nach Erkenntnissen des Forschungsinstitutes Dataquest sollen es, bei einer Wachstumsrate von 10 bis 15 Prozent jährlich, rund 861 Millionen Euro im Jahr 2001 sein. Die Haitec AG hat sich vorgenommen, von dieser Entwicklung stark zu profitieren. Um dieses Ziel zu erreichen, hat man im vergangenen Jahr ein eigenes CAE-Competence-Center eingerichtet, welches mit 50 Spezialisten besetzt ist und hochqualifizierte Schulungen und Beratungen anbietet. Dieser Schritt ging als Meilenstein in die 11-jährige Geschichte des Unternehmens ein.

Das zweite Geschäftsfeld der Haitec AG trägt den Namen Systemintegration, kurz SI. Bereits seit 1994 verfolgt man das Ziel, komplette Netzwerklösungen für heterogene Systemwelten zu installieren. Man bietet in diesem Bereich einen Full-Service an, das heißt, dass man seinem Kunden von der Beratung über die Implementierung der Software bis hin zu Schulungen und Support alles anbieten kann. Auch in dem Sektor SI wurde im letzten Jahr ein Competence-Center (SAP-Competence-Center) eröffnet, welches ebenfalls mit hochqualifiziertem Personal besetzt ist und den Kunden einen verbesserten Service zugänglich macht. Und daher erhielt Haitec noch im selben Jahr die Autorisierung zum SAP-Mittelstandspartner. Die Dresdner Bank, Audi und zahlreiche andere große Unternehmen setzen in diesem Sektor auf die Qualitäten der Haitec AG.

Thema e-Business: Unternehmen müssen sich auf das Internet einstellen und benötigen mangels eigener Kompetenzen Dienstleistungen, wie z.B. von Haitec. Das Potential dieses Sektors ist enorm. Die Haitec AG hat dieses Problem erkannt und entsprechend reagiert. Man sieht gerade in diesem Geschäftsfeld eine Riesenchance, die Wachstumsraten sind enorm hoch, sowohl im b-2-c als auch im b-2-b Bereich sind jährliche Steigerungsraten von 50 Prozent nichts außergewöhnliches. Wie in den anderen beiden Geschäftsfeldern der Münchener hat man auch hier ein Competence-Center (Competence-Center-e-Business) eröffnet. Dadurch wird die Kundenbindung intensiviert und ein noch besserer Service angeboten, was gerade in diesem Markt unabdingbar ist, um langfristig Erfolg zu haben.

Vor kurzem hat man den Halbjahresbericht 2000 veröffentlicht, demnach ist der Umsatz um 65 Prozent auf über 41 Millionen Euro geklettert, das operative Ergebnis im 2. Quartal betrug 0,5 Millionen Euro. Insgesamt ergibt sich ein kumuliertes Ergebnis in Höhe von -1,49 Millionen Euro nach einem Verlust im ersten Halbjahr von -1,98 Millionen Euro. Der Auftragseingang konnte sogar um 70 Prozent gesteigert werden. Der Markt jedoch reagierte nicht, die Aktie setzte ihren Abwärtstrend ungebrochen fort. Erfreulich hingegen verlief die Entwicklung im Bereich High-Value-Services (Eigenleistungen), so konnte bereits zu Jahreshälfte das Vorjahresniveau des Gesamtjahres 1999 erreicht werden.

Aufgrund der positiven Entwicklung der Haitec AG in der Vergangenheit, zumindest was die fundamentalen Werte des Unternehmens anbelangt, stufen wir die Aktie als Halteposition ein. Fundamental ist die Aktie zwar ein klarer Kauf, das Chartbild schreckt allerdings vor einem sofortigen Investment ab. Eine Bodenbildung sollte abgewartet werden, bevor erste Positionen aufgebaut werden. Langfristig betrachtet, sollten Kurse in dem Bereich um 25 Euro denkbar sein. Halten, so das abschließende Urteil zur Münchener Haitec AG.

 
 
 
 

Haitec
WKN: 600 520
liquidester Börsenplatz: Xetra
Aktueller Kurs (Frankfurt): 17,80 Euro
Kursziel (12 Monate): 25,00 Euro
Tickersymbol: MLNM